Schon kurz nach Ende des „Trainings“, wie Referent Erik Bosch seine Veranstaltung nannte, erreichten die Organisatoren begeisterte eMails der Teilnehmer: „Der pädagogische Tag war umwerfend gut. Der Meinung sind auch alle meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und hat bei uns allen etwas in Bewegung gesetzt. Wir standen noch mindestens eine halbe Stunde zusammen und waren voller Ideen, wie wir einiges anders machen können“ oder auch das war zu lesen: „Vielen Dank für den kognitiv, emotional und kulinarisch gelungenen Pädagogischen Tag.“
Schon zu Beginn der Veranstaltung, die unter dem Motto „Selbstbestimmung und ihre Grenzen in der Behindertenhilfe – musst Du Dich immer einmischen?“ stand, ging es sehr lebendig zu. Heilpädagoge Erik Bosch stellte sehr unorthodoxe Fragen wie „Wollen Sie mit ihren Klienten tauschen und so wohnen wie sie?“. Dabei stand der Referent nur selten vorne am Rednerpult, sondern meist mitten in den Teilnehmerreihen und ermunterte die Wohngruppen-Mitarbeiter zum Mitdenken und Mitmachen.
Dabei ging es um viele sich widerstreitende Fragen wie: Gibt es bei der Selbstbestimmung unserer Klienten Grenzen? Wann wird Normalisierung zur Normalisierungstortur? Kann man Klienten zu viel Freiheit, Verantwortung und Entscheidungsräume lassen? Lassen wir sie dabei im Stich? Gehen sie dabei „unter“? Wie weit geht selbstbestimmtes Leben? Was ist verantwortlich, was ist verantwortbar?
Sehr praxisnah und lebendig, mit vielen Beispielen gespickt, lockte Erik Bosch, der selbst Leiter einer Tagesstätte für behinderte Menschen ist, die Tagungsteilnehmer aus der Reserve. Das Tagesmotto „Musst Du Dich immer einmischen?“ ist übrigens ein Aufseufzer von Kees. Kees ist 2,05m groß, aber emotional noch ein Baby und ein Klient von Erik Bosch. In Betrachtungen aus der täglichen Arbeit mit Kees und Co. wurde deutlich, wie wichtig es ist, den Klienten ganzheitlich zu sehen und auch die emotionale Entwicklung nach Erikson nicht aus dem Auge zu verlieren. Gleichzeitig gilt es aber auch die eigene Haltung und Moral als Mitarbeiter kritisch zu betrachten – nicht alles, was der Mitarbeiter für gut und richtig hält, muss für den Klienten richtig gut sein. Besonders brisant ist dabei auch der Bereich Sexualität. Was ist, wenn z.B. eine Frau mit geistiger Behinderung, ein Kind haben möchte?!
Am Ende des pädagogischen Tages war klar, dass nun nicht alles geklärt, aber vieles in Bewegung geraten war. „Gerne hätten wir noch einen zweiten Tag gehabt, da manches - einfach der begrenzten Zeit wegen, nur angerissen wurde“, fasst es eine Teilnehmerin zusammen. Damit ist klar: Fortsetzung folgt – sicher in Diskussionen innerhalb der Wohngruppen-Teams in der Paulinenpflege Winnenden und vielleicht auch bei einem weiteren pädagogischen Tag.
Weitere Informationen zu Referent Erik Bosch und seinen Büchern finden Sie unter www.bosch-suykerbuyk.info