Die seit vielen Jahrzehnten für Menschen mit Behinderungen bewährte Arbeitswelt in den Werkstätten für behinderte Menschen wurde in letzter Zeit immer wieder erweitert. Inzwischen gibt es zwei neue Perspektiven in Bezug auf Arbeit und Beruf: Die Kooperative berufliche Bildung und Vorbereitung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt (KoBV) und die Unterstützte Beschäftigung (UB).
Beide Maßnahmen bietet die Paulinenpflege Winnenden im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit organisatorisch und räumlich von den WfbMs getrennt an. Menschen mit Behinderungen sollen hier auf dem ersten Arbeitsmarkt dauerhaft einen festen Platz finden. Daher findet der größte Teil der Maßnahme auch „draußen in der Welt“, also in Betrieben im Rems-Murr-Kreis, statt.
Eine der Mitarbeiterinnen des KoBV, Katja Baldauf, kommt gerade aus einer Metzgerei in die Büroräume in Waiblingen zurück: „Für mich ist das Jobcoaching vor Ort immer eine Herausforderung. Dem Teilnehmer in der Metzgerei gebe ich Nachhilfe, wenn es z.B. um Rezepte geht. Oder ich erstelle mit ihm bebilderte Arbeitsanweisungen. Hier muss man immer sehr kreativ sein und immer wieder neue Ideen haben“.
Zunächst müssen allerdings die Praktikumsstellen für die Teilnehmer der KoBV gefunden werden. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit dem Integrationsfachdienst. „Inzwischen haben wir einen großen Pool an Betrieben, die Menschen mit Behinderungen gerne eine Chance für ein Praktikum geben wollen. Trotzdem muss bei jedem Teilnehmer wieder neu geschaut werden, was passt für den behinderten Menschen und was passt für den Betrieb, in dem er ja im besten Fall einen festen Arbeitsvertrag bekommen soll. Dies geschieht in Kooperation mit dem Integrationsfachdienst“, erklärt Katja Baldauf. Neben drei Praxistagen in den Betrieben gehen die Teilnehmer des KoBV an zwei Tagen pro Woche zum Berufsschulunterricht.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen vorrangig aus der speziellen Maßnahme „Berufsvorbereitende Einrichtung“ (BVE) oder auch als „Quereinsteiger“ von Sonder- bzw. Förderschulen. Die KoBV dauert 11 bis 18 Monate.
Im Gegensatz dazu sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der „Unterstützten Beschäftigung“ (UB), die in Kooperation mit den Remstal Werkstätten angeboten wird, etwas älter. Oft haben diese schon eine Ausbildung begonnen und abgebrochen bzw. sie haben trotz Ausbildungsabschluss keinen Arbeitsplatz bekommen. Somit steht auch hier an erster Stelle, für den UBler einen passsenden Arbeitsplatz zu finden, an dem er dauerhaft in einem sozialversicherten Beschäftigungsverhältnis arbeiten kann. „Unsere Teilnehmer sind in der Regel vier Tage pro Woche in einen Betrieb und werden dort auch von uns begleitet. So können die Menschen mit Behinderung direkt vor Ort erproben, ob die Tätigkeit passt“, berichtet Qualifizierungstrainer Olaf Ebert.
Meist geht es hierbei um Helfertätigkeiten u.a. in Büros, Wäschereien, Gärtnereien oder auch im Supermarkt. Auch Olaf Ebert muss sich immer wieder neu überlegen, wie er die Teilnehmer vor Ort unterstützen kann: „Da kann es sein, dass ich auch mal den Kunden an der Kasse spiele, um zu testen, ob ein Teilnehmer mit dieser Tätigkeit zurecht kommt.“ Klappt es nicht, wird für den Menschen mit Behinderung ein neues Tätigkeitsfeld gesucht.
Ganz am Anfang wird ganz individuell ein Qualifizierungsplan für jeden Teilnehmer erstellt. Es werden die bisherigen Erfahrungen sowie Stärken und Schwächen festgehalten. Das ist dann der Grundstein für die weitere Qualifizierung. Haben die Teilnehmer noch keinen Praktikumsplatz in einem Betrieb, werden Sie in den Schulungsräumen der Paulinenpflege in Waiblingen mit einfachen handwerklichen Tätigkeiten erprobt.
Oft werden auch „Quereinsteiger“ bei der UB qualifiziert. „Wir haben einen Teilnehmer, der zunächst in einer Gärtnerei gearbeitet hat. Der befristete Vertrag wurde nicht verlängert. Danach war er arbeitslos. Inzwischen arbeitet er im Rahmen der Unterstützten Beschäftigung in einem Bauhof. Ziel ist es, dass er dort einen unbefristeten Arbeitsvertrag bekommt“, erzählt Anja Becker, die ebenfalls Qualifizierungstrainerin ist.
Einmal pro Woche sind die Teilnehmer dann für die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen und berufsübergreifenden Lerninhalten in den Schulungsräumen der Paulinenpflege in Waiblingen. Hier gibt es u.a. ein Bewerbertraining, Erste-Hilfe-Kurse, Sozial- und Teamtrainings. Insgesamt kann die „Unterstützte Beschäftigung“ bis zu zwei Jahre dauern.